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Stille in lauten Zeiten: Jugendstück „Still!“ am Pfalztheater

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Gleich zu Beginn des Theaterstücks „Still!“ wird klar: Die Stimmung zwischen Mariella und ihrer Mutter ist angespannt. Mariellas Schweigen nach der Trennung der Eltern fasst die Mutter gleichzeitig als Affront und pubertäres Teenie-Gehabe auf. Verständnis? Fehlanzeige! Stattdessen wird Mariella zu Ärzten geschleift, in der Schule getadelt und von ihren Mitschülerinnen gemobbt.

Ein Stück über Mobbing und den Wert von Worten

Die Fische im Aquarium stehen sinnbildlich für Mariellas Schweigen. Folglich steht auf der Werkbühne ein begehbares riesengroßes Aquarium. Es besteht aus mehreren Gewächshaus-Elementen. Diese sind nicht starr. Teile der Konstruktion werden von den Schauspielenden mal als Tischplatte, als Schultafel oder gar als Aussichtsturm genutzt. „Wir hatten erstmal den Gedanken: Wie gehen wir damit um, dass das Stück sehr viele Ortswechsel hat und sehr viele verschiedene klar getrennte Räume“, erläutert Regisseurin Marion Hélène Weber. „In dem Text geht es auch ganz viel um Fische und um Aquarium und Beobachtung. Dann war irgendwie klar, dass man das öffnen und schließen muss. Ich mag Multifunktionalität als Arbeitsansatz sehr gerne.“ Zusammen mit Dramaturg Philipp Matthias Müller hat Weber die erste Bühnenadaption von Dirk Popes Roman „Still!“ entwickelt. Der Adoleszenz-Roman rund um die Themen Außenseitertum, Mobbing und den Wert von Worten und Liebe war 2020 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und wurde letztlich mit dem Sonderpreis „Neue Talente“ ausgezeichnet.

Wortlose Kommunikation via Handy

Was sie an dem Stück besonders gereizt habe, sei der bewusste Einsatz von Stille, sagt Weber: „Es gibt Passagen, die jetzt wirklich still sind – während Handy-Kommunikation ablaufen und es gibt in dem Buch die eine Szene, wo ein Lehrer eine komplett stille Englisch-Stunde abhält, und die war uns wichtig, wirklich still zu lassen.“ Die Handy-Kommunikation ist ein zentrales Element innerhalb der Inszenierung, denn Mariella verliebt sich in den gehörlosen Stan. Weil Mariella keine Gebärdensprache kann, unterhalten die beiden sich über einen Chat auf dem Handy. Der Verlauf wird sichtbar für das Publikum auf das Aquarium-Bühnenbild projiziert. Die Rolle der Mariella hat Hannah Hartmann übernommen. Das Spiel ohne Stimme ist für die Schauspielerin Herausforderung und Chance zugleich: „Ja, ich merke ab und zu, dass mir kleine Geräusche herausrutschen, aber es ist auf jeden Fall sehr spannend, wenn man sich auf einmal auf ganz andere Dinge konzentrieren kann.“
Auf jeden Fall, glaube ich, dass wir einfach nur Sprechen, um eine Stille zu füllen oder auch um uns ein besseres Gefühl zu geben, weil wir mit der Stille nicht umgehen können.

Quelle: Hannah Hartmann (Schauspielerin)

Ist es problematisch, dass ein Hörender einen Gehörlosen spielt?

Hannah Hartmanns Spiel wird von den Schauspielenden Paula Vogel und Marius Petrenz flankiert. Die beiden übernehmen im Stück in schnellen Wechseln zahlreiche Rolle, unter anderem Vater, Mutter, Ärzte, Lehrerinnen oder Mitschüler. Nicht nur die Rollenverteilung bereitete dem Ensemble Kopfzerbrechen. Auch die Besetzung des gehörlosen Stans führte im Vorfeld zu Debatten: Darf Marius Petrenz die Rolle übernehmen, obwohl er hören kann? Die Community der Gehörlosen ist da etwas unentschlossen: Für die Sichtbarkeit sei es gut, dass Menschen mit Behinderungen in Theaterstücken auftauchen. Noch besser wäre es aber, wenn diese Rollen auch von Menschen mit Behinderungen gespielt werden würden.

Ein Plädoyer für die Kraft der Stille

Das hat das Ensemble von Mitarbeiterinnen des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation erfahren, die im Zuge der Debatte zu den Proben eingeladen wurden. „Die haben uns viel erzählt, über die Perspektive der Community: Welche Sachen sehen die Menschen vielleicht in dem Stück, was wir nicht sehen. Sie haben uns viel über Gebärdensprache erzählt“, erzählt Schauspieler Marius Petrenz. Und weiter: „Auch darüber, dass viele gehörlose Menschen sprechen können und dass es verschiedene Dialekte gibt. Ganz viel Input, der für mich sehr neu und hilfreich war. Und der mich auch insofern OK damit sein lässt, diese Rolle zu spielen. Das wird aber auch ein Thema in unseren Nachgesprächen sein.“ Regisseurin Marion Hélène Weber und ihr Ensemble bringt die Geschichte mit all ihren Facetten auf die Bühne: ein Plädoyer für die Kraft der Stille, für Inklusion, für Werte – und für das Recht, anders zu sein.
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Ein Stück über Mobbing und den Wert von Worten

Die Fische im Aquarium stehen sinnbildlich für Mariellas Schweigen. Folglich steht auf der Werkbühne ein begehbares riesengroßes Aquarium. Es besteht aus mehreren Gewächshaus-Elementen. Diese sind nicht starr. Teile der Konstruktion werden von den Schauspielenden mal als Tischplatte, als Schultafel oder gar als Aussichtsturm genutzt. „Wir hatten erstmal den Gedanken: Wie gehen wir damit um, dass das Stück sehr viele Ortswechsel hat und sehr viele verschiedene klar getrennte Räume“, erläutert Regisseurin Marion Hélène Weber. „In dem Text geht es auch ganz viel um Fische und um Aquarium und Beobachtung. Dann war irgendwie klar, dass man das öffnen und schließen muss. Ich mag Multifunktionalität als Arbeitsansatz sehr gerne.“ Zusammen mit Dramaturg Philipp Matthias Müller hat Weber die erste Bühnenadaption von Dirk Popes Roman „Still!“ entwickelt. Der Adoleszenz-Roman rund um die Themen Außenseitertum, Mobbing und den Wert von Worten und Liebe war 2020 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und wurde letztlich mit dem Sonderpreis „Neue Talente“ ausgezeichnet.

Wortlose Kommunikation via Handy

Was sie an dem Stück besonders gereizt habe, sei der bewusste Einsatz von Stille, sagt Weber: „Es gibt Passagen, die jetzt wirklich still sind – während Handy-Kommunikation ablaufen und es gibt in dem Buch die eine Szene, wo ein Lehrer eine komplett stille Englisch-Stunde abhält, und die war uns wichtig, wirklich still zu lassen.“ Die Handy-Kommunikation ist ein zentrales Element innerhalb der Inszenierung, denn Mariella verliebt sich in den gehörlosen Stan. Weil Mariella keine Gebärdensprache kann, unterhalten die beiden sich über einen Chat auf dem Handy. Der Verlauf wird sichtbar für das Publikum auf das Aquarium-Bühnenbild projiziert. Die Rolle der Mariella hat Hannah Hartmann übernommen. Das Spiel ohne Stimme ist für die Schauspielerin Herausforderung und Chance zugleich: „Ja, ich merke ab und zu, dass mir kleine Geräusche herausrutschen, aber es ist auf jeden Fall sehr spannend, wenn man sich auf einmal auf ganz andere Dinge konzentrieren kann.“
Auf jeden Fall, glaube ich, dass wir einfach nur Sprechen, um eine Stille zu füllen oder auch um uns ein besseres Gefühl zu geben, weil wir mit der Stille nicht umgehen können.

Quelle: Hannah Hartmann (Schauspielerin)

Ist es problematisch, dass ein Hörender einen Gehörlosen spielt?

Hannah Hartmanns Spiel wird von den Schauspielenden Paula Vogel und Marius Petrenz flankiert. Die beiden übernehmen im Stück in schnellen Wechseln zahlreiche Rolle, unter anderem Vater, Mutter, Ärzte, Lehrerinnen oder Mitschüler. Nicht nur die Rollenverteilung bereitete dem Ensemble Kopfzerbrechen. Auch die Besetzung des gehörlosen Stans führte im Vorfeld zu Debatten: Darf Marius Petrenz die Rolle übernehmen, obwohl er hören kann? Die Community der Gehörlosen ist da etwas unentschlossen: Für die Sichtbarkeit sei es gut, dass Menschen mit Behinderungen in Theaterstücken auftauchen. Noch besser wäre es aber, wenn diese Rollen auch von Menschen mit Behinderungen gespielt werden würden.

Ein Plädoyer für die Kraft der Stille

Das hat das Ensemble von Mitarbeiterinnen des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation erfahren, die im Zuge der Debatte zu den Proben eingeladen wurden. „Die haben uns viel erzählt, über die Perspektive der Community: Welche Sachen sehen die Menschen vielleicht in dem Stück, was wir nicht sehen. Sie haben uns viel über Gebärdensprache erzählt“, erzählt Schauspieler Marius Petrenz. Und weiter: „Auch darüber, dass viele gehörlose Menschen sprechen können und dass es verschiedene Dialekte gibt. Ganz viel Input, der für mich sehr neu und hilfreich war. Und der mich auch insofern OK damit sein lässt, diese Rolle zu spielen. Das wird aber auch ein Thema in unseren Nachgesprächen sein.“ Regisseurin Marion Hélène Weber und ihr Ensemble bringt die Geschichte mit all ihren Facetten auf die Bühne: ein Plädoyer für die Kraft der Stille, für Inklusion, für Werte – und für das Recht, anders zu sein.
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