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Der Fischzug des Petrus
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Noch im Markusevangelium (Markus 1,16-20) haben zwei Fischer alles stehen und liegen gelassen und sind mit Jesus mitgegangen, ohne ihm je begegnet zu sein. Er kommt vorbei, spricht sie an und sie folgen ihm. Einfach so. Würden Sie so etwas tun? Ganz ehrlich: Ich nicht! Außer, ich hätte die Aussicht auf etwas Großartiges, das mein Leben ganz neu erfüllt. Aber was sollte das sein? Zum Beispiel der große Lottogewinn, der die langersehnte Weltreise ermöglicht. Oder die unerwartete Erbschaft, mit der ich endlich meinen Traum vom Eigenheim verwirklichen kann.
In unserem Text gehen die Fischer nicht sofort mit Jesus mit. Es gibt noch eine „Zwischenetappe“. Matthäus will zeigen, was Menschen so sehr bewegt, dass sie alles hinter sich lassen und mit Jesus Christus ein neues Leben beginnen. Vielleicht hatte er eine alttestamentliche Geschichte vor Augen wie die von Abraham, dem Stammvater des jüdischen Volkes. Auch er ließ alles stehen und liegen auf die Verheißung hin, dass seine Nachkommen so zahlreich sein werden wie die Sterne. Oder das Gleichnis von dem Mann, der alles hergab, was er besessen hat, um in den Besitz dieser einen kostbaren Perle zu kommen, nach der er sein Leben lang gesucht hat (Matthäus 13,46). Diese Geschichten geben uns eine Ahnung davon, dass unser Leben von Sinn und Glück erfüllt sein könnte oder anders formuliert: Sie geben uns eine Ahnung davon, dass Gott näher ist, als wir oft denken und dann wird das Unmögliche möglich, nämlich dass Jesus unser Leben umkrempelt.
Die Entdeckung des Großartigen beginnt im völlig Alltäglichen. Als Fischer führen Petrus und seine Freunde ein durch und durch geregeltes Leben. Beim Sonnenuntergang laufen sie mit ihren Booten aus. Sie zünden die Laterne am Bug an, um die Fische an die Oberfläche zu locken und werfen ihre Fangnetze aus. Im Morgengrauen kehren sie zurück mit dem, was sie gefangen haben, bringen den Ertrag zum Markt, waschen und flicken ihre Netze. Ein gleichmäßiges Leben mit Routinen, grundsolide und einträglich ohne große Abwechslungen.
Aber nicht an diesem Morgen. Mit leeren Netzen kehren sie heim. Ein äußerlicher Misserfolg, der auch der Ihrer sein könnte: Monatelang haben Sie darauf hingearbeitet, diesen einen großen Auftrag zu bekommen, aber der Konkurrent bekommt den Zuschlag und Sie gehen leer aus. Das Projekt scheitert, das so vielversprechend begonnen hatte. Sie haben als LKW-Fahrer alles drangesetzt, die Lieferung pünktlich an die Rampe zu bringen und nun stehen Sie im Stau. Mit leeren Netzen kehren Sie nach einem langen Arbeitstag heim. Wie Petrus erleben Sie und ich Vergeblichkeit, Sinnlosigkeit und stellen sich die Fragen: Warum fahre ich tagein, tagaus auf dem See oder den Autobahnen Deutschlands umher? Wozu gehe ich ins Büro? Von diesen Fragen ist es nicht mehr weit bis zur ernüchternden Erkenntnis: Wir geben toten Dingen heute eine größere Bedeutung als lebenden Menschen. Das ist der große Irrtum unserer Zeit, Dinge für sinnstiftender und wertvoller zu halten als Beziehungen. Es müsste umgekehrt sein: Dinge sind zum Benutzen da und Menschen, um ihnen zu begegnen.
Und was sagt Jesus zu Petrus? „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Vers 4) Das ist die „Zwischenetappe“, die Matthäus hier einschiebt. Das sollte man nicht zu technisch verstehen. Die Netze reichen an der tiefen Stelle des Sees sicher nicht tiefer als irgendwo anders. Der See und seine Tiefe stehen für mich eher für unser Inneres, für unsere Seele. Nach der Erfahrung von Nichtigkeit und Bedeutungslosigkeit sollen wir noch einmal in uns gehen, wo es tief ist und die Netze noch einmal auswerfen. Diesmal aber nicht allein, sondern mit Jesus an unserer Seite. Das kann ein verwandelndes Erlebnis sein. Die Handgriffe sind dieselben wie vorher: Die Netze ordnen, Hinausrudern, die Netze auswerfen. Und doch ist alles anders. Die Netze füllen sich und aus der Sinnleere wird Überfluss. Nicht mehr mit einer Laterne am Bug muss man die Fische an die Oberfläche locken, sondern mit der strahlenden Sonne des Tages im Rücken kann man sie dutzendweise ins Boot holen. All das geschieht, wenn ich auf das Wort von Jesus höre. Und diese großartige Verheißung gilt auch Ihnen: An der Seite von Jesus können sich leere Netze plötzlich füllen und regelrecht überfließen.
Nach dem Fischzug fällt Petrus nieder auf seine Knie. Er bittet Jesus, dass er von ihm weggehen möge. Er ist entsetzt über den großen Fang. Diese Stelle hat immer schon Fragen aufgeworfen, aber führe ich die bisherigen Gedanken weiter, leuchtet die Reaktion ein: Petrus erkundet mit Jesus an seiner Seite die Tiefe seines Lebens und sieht sein Leben danach völlig anders. Das ist ein Risiko, denn man wagt sich in unbekannte Gefilde. Vieles würde man gern in der Tiefe lassen, was unschön und beschämend ist. Was, wenn das mit an die Oberfläche kommt, sozusagen als Beifang? Entsetzt zu sein darüber und den anderen wegzuschicken, ist da nicht abwegig. Aber hier zeigt sich einmal mehr, wie sich die Güte Gottes über ein gebrochenes Leben im Munde dieses Mannes aus Nazareth ausspricht. Jesus erwidert: „Fürchte dich nicht!“ (Vers 10) „Fürchte dich nicht!“ heißt hier so viel wie: „Ich verlasse dich nicht, was auch immer zum Vorschein kommen mag. Es ist gut, dass du jetzt etwas besser weißt, wer du wirklich bist in den Augen Gottes. Du hast nichts entdeckt, was ich, Jesus, nicht schon wüsste. Du hast einen Schritt getan hin zu der Person, die du sein sollst und die ich schon lange in dir sehe.“
Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes lassen alles stehen und liegen, um ein neues Leben anzufangen an der Seite von Jesus. Sie haben eine Entdeckung gemacht, die sie in Bewegung setzt. Diese befreiende Erfahrung bleibt nicht den Jüngern vorbehalten. Alle Menschen sollen sie machen.
Autor: Tilo Linthe
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Noch im Markusevangelium (Markus 1,16-20) haben zwei Fischer alles stehen und liegen gelassen und sind mit Jesus mitgegangen, ohne ihm je begegnet zu sein. Er kommt vorbei, spricht sie an und sie folgen ihm. Einfach so. Würden Sie so etwas tun? Ganz ehrlich: Ich nicht! Außer, ich hätte die Aussicht auf etwas Großartiges, das mein Leben ganz neu erfüllt. Aber was sollte das sein? Zum Beispiel der große Lottogewinn, der die langersehnte Weltreise ermöglicht. Oder die unerwartete Erbschaft, mit der ich endlich meinen Traum vom Eigenheim verwirklichen kann.
In unserem Text gehen die Fischer nicht sofort mit Jesus mit. Es gibt noch eine „Zwischenetappe“. Matthäus will zeigen, was Menschen so sehr bewegt, dass sie alles hinter sich lassen und mit Jesus Christus ein neues Leben beginnen. Vielleicht hatte er eine alttestamentliche Geschichte vor Augen wie die von Abraham, dem Stammvater des jüdischen Volkes. Auch er ließ alles stehen und liegen auf die Verheißung hin, dass seine Nachkommen so zahlreich sein werden wie die Sterne. Oder das Gleichnis von dem Mann, der alles hergab, was er besessen hat, um in den Besitz dieser einen kostbaren Perle zu kommen, nach der er sein Leben lang gesucht hat (Matthäus 13,46). Diese Geschichten geben uns eine Ahnung davon, dass unser Leben von Sinn und Glück erfüllt sein könnte oder anders formuliert: Sie geben uns eine Ahnung davon, dass Gott näher ist, als wir oft denken und dann wird das Unmögliche möglich, nämlich dass Jesus unser Leben umkrempelt.
Die Entdeckung des Großartigen beginnt im völlig Alltäglichen. Als Fischer führen Petrus und seine Freunde ein durch und durch geregeltes Leben. Beim Sonnenuntergang laufen sie mit ihren Booten aus. Sie zünden die Laterne am Bug an, um die Fische an die Oberfläche zu locken und werfen ihre Fangnetze aus. Im Morgengrauen kehren sie zurück mit dem, was sie gefangen haben, bringen den Ertrag zum Markt, waschen und flicken ihre Netze. Ein gleichmäßiges Leben mit Routinen, grundsolide und einträglich ohne große Abwechslungen.
Aber nicht an diesem Morgen. Mit leeren Netzen kehren sie heim. Ein äußerlicher Misserfolg, der auch der Ihrer sein könnte: Monatelang haben Sie darauf hingearbeitet, diesen einen großen Auftrag zu bekommen, aber der Konkurrent bekommt den Zuschlag und Sie gehen leer aus. Das Projekt scheitert, das so vielversprechend begonnen hatte. Sie haben als LKW-Fahrer alles drangesetzt, die Lieferung pünktlich an die Rampe zu bringen und nun stehen Sie im Stau. Mit leeren Netzen kehren Sie nach einem langen Arbeitstag heim. Wie Petrus erleben Sie und ich Vergeblichkeit, Sinnlosigkeit und stellen sich die Fragen: Warum fahre ich tagein, tagaus auf dem See oder den Autobahnen Deutschlands umher? Wozu gehe ich ins Büro? Von diesen Fragen ist es nicht mehr weit bis zur ernüchternden Erkenntnis: Wir geben toten Dingen heute eine größere Bedeutung als lebenden Menschen. Das ist der große Irrtum unserer Zeit, Dinge für sinnstiftender und wertvoller zu halten als Beziehungen. Es müsste umgekehrt sein: Dinge sind zum Benutzen da und Menschen, um ihnen zu begegnen.
Und was sagt Jesus zu Petrus? „Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!“ (Vers 4) Das ist die „Zwischenetappe“, die Matthäus hier einschiebt. Das sollte man nicht zu technisch verstehen. Die Netze reichen an der tiefen Stelle des Sees sicher nicht tiefer als irgendwo anders. Der See und seine Tiefe stehen für mich eher für unser Inneres, für unsere Seele. Nach der Erfahrung von Nichtigkeit und Bedeutungslosigkeit sollen wir noch einmal in uns gehen, wo es tief ist und die Netze noch einmal auswerfen. Diesmal aber nicht allein, sondern mit Jesus an unserer Seite. Das kann ein verwandelndes Erlebnis sein. Die Handgriffe sind dieselben wie vorher: Die Netze ordnen, Hinausrudern, die Netze auswerfen. Und doch ist alles anders. Die Netze füllen sich und aus der Sinnleere wird Überfluss. Nicht mehr mit einer Laterne am Bug muss man die Fische an die Oberfläche locken, sondern mit der strahlenden Sonne des Tages im Rücken kann man sie dutzendweise ins Boot holen. All das geschieht, wenn ich auf das Wort von Jesus höre. Und diese großartige Verheißung gilt auch Ihnen: An der Seite von Jesus können sich leere Netze plötzlich füllen und regelrecht überfließen.
Nach dem Fischzug fällt Petrus nieder auf seine Knie. Er bittet Jesus, dass er von ihm weggehen möge. Er ist entsetzt über den großen Fang. Diese Stelle hat immer schon Fragen aufgeworfen, aber führe ich die bisherigen Gedanken weiter, leuchtet die Reaktion ein: Petrus erkundet mit Jesus an seiner Seite die Tiefe seines Lebens und sieht sein Leben danach völlig anders. Das ist ein Risiko, denn man wagt sich in unbekannte Gefilde. Vieles würde man gern in der Tiefe lassen, was unschön und beschämend ist. Was, wenn das mit an die Oberfläche kommt, sozusagen als Beifang? Entsetzt zu sein darüber und den anderen wegzuschicken, ist da nicht abwegig. Aber hier zeigt sich einmal mehr, wie sich die Güte Gottes über ein gebrochenes Leben im Munde dieses Mannes aus Nazareth ausspricht. Jesus erwidert: „Fürchte dich nicht!“ (Vers 10) „Fürchte dich nicht!“ heißt hier so viel wie: „Ich verlasse dich nicht, was auch immer zum Vorschein kommen mag. Es ist gut, dass du jetzt etwas besser weißt, wer du wirklich bist in den Augen Gottes. Du hast nichts entdeckt, was ich, Jesus, nicht schon wüsste. Du hast einen Schritt getan hin zu der Person, die du sein sollst und die ich schon lange in dir sehe.“
Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes lassen alles stehen und liegen, um ein neues Leben anzufangen an der Seite von Jesus. Sie haben eine Entdeckung gemacht, die sie in Bewegung setzt. Diese befreiende Erfahrung bleibt nicht den Jüngern vorbehalten. Alle Menschen sollen sie machen.
Autor: Tilo Linthe
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