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Stephan Schmidt – Die Spiele

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Shanghai 2021. Der Journalist Thomas Gärtner will sich am Rand eines Meetings des Internationalen Olympischen Komitees mit dem mosambikanischen Sport-Funktionär Charles Murandi treffen. Kurz darauf wird Gärtner von der Shanghaier Polizei verhaftet, denn Murandi wurde tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Die Überwachungskameras zeigen, dass Gärtner dort kurz vorher war. Das Problem: Er kann sich an dieses Treffen nicht mehr erinnern.
Er hätte nicht herkommen dürfen, das ist die einzige Gewissheit, über die er an diesem Morgen verfügt.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Mit Gärtners Vernehmung im Hauptquartier der Polizei in Shanghai beginnt Stephan Schmidts Kriminalroman „Die Spiele“. Vorangestellt ist ein kurzer Prolog, der davon erzählt, wie Gärtner Charles Murandi vor über 30 Jahren zum ersten Mal traf: 1990 war er Auslandskorrespondent in Afrika, Murandi führte einen Protest in Maputo an, bei dem ehemalige DDR-Vertragsarbeiter die Auszahlung ihres noch ausstehenden Lohns einforderten. Damit sind die Orte gesetzt: Zwischen Mosambik, China und Deutschland entspinnt sich die nicht ganz unkomplizierte Handlung, die nach und nach die Hintergründe des Mordes in Shanghai offenbart. Erzählt in zwischen den Zeiten und Orten wechselnden Kapiteln. Grundsätzlich ein gutes Mittel, das Spannung erzeugen kann. In „Die Spiele“ aber stimmt die Struktur nicht: Der Einstieg ist mühsam, der Mittelteil überfrachtet – und am Ende dann wird jedes kleine, bisher offen gebliebene Detail der Handlung noch auserklärt. Diese Schwächen im Aufbau des Romans erstaunen. „Die Spiele“ ist zwar das Krimi-Debüt von Stephan Schmidt, aber unter dem Namen Stephan Thome hat der in Taiwan lebende Autor bereits einige hochgelobte Romane geschrieben. Hier aber stehen kluge Passagen über hochbrisante politische Fragen neben schematischen und flachen Handlungselementen. So ist Thomas Gärtner zunächst der moralisch aufrechte Journalist, der alles riskiert, und dann der romantische Held, seit Jahren verliebt in die deutsche Botschaftsangestellte Lena Hechfellner, die gerade in Shanghai arbeitet – und bereit, alles für sie zu tun. Langweilig! Lena Hechfellner ist die zweite Hauptfigur, wie eine femme fatale attraktiv und eiskalt. Fast alle Männer wollen sie.
Am liebsten wäre er einer der Wassertropfen, die von ihrem Hals abwärtsrollten.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Solche kitschigen Passagen gibt es immer wieder.
Nein, am allerliebsten wäre er eines ihrer Handtücher: das kleine zum Abrubbeln oder das große karierte, auf dem sie sich danach bäuchlings ausstreckte.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Unerwiderte Liebe ist ein altbackendes Handlungsmotiv, das gerade bei diesem Kriminalroman unnötig wäre. Allein eine polizeiliche Ermittlung in China bietet durch die allgegenwärtige Überwachung viel Spannungspotential. Das lässt Schmidt weitgehend ungenutzt, sondern greift stattdessen auf überholte Mittel zurück: So zieht ein vermeintlich geheimnisvoller Mitarbeiter der chinesischen Staatssicherheit im Hintergrund die Fäden – und hat ein Muttermal mit fingerlangen Haaren am Kinn, damit klar wird: Diesem Mann ist nicht zu trauen! Dass Stephan Schmidt bessere Figuren kann, beweist er mit dem chinesischen Kommissar Luo, der die Ermittlungen formell durchführt und jahrelang gelernt hat, sich innerhalb des kommunistischen Staatsapparats zu bewegen.
Scheiß drauf, denkt er. Irgendwann beißt jeder ins Gras, aber wenn er je an etwas geglaubt hat, dann an ein Leben vor dem Tod.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Diese Egal-Haltung führt nicht zu einer Ermittlung, die die Wahrheit zutage fördert, naiv ist Stephan Schmidt nämlich nicht. Aber er vertraut nicht seiner hochspannenden und guten Idee, Menschen aus verschiedenen politischen Systemen aufeinandertreffen zu lassen – mit allen historischen Altlasten und verlorenen kommunistischen Idealen. Stattdessen lässt er sie ständig aus rein persönlichen Motiven handeln. Verschenkt! Wie die abschließende Notiz des Autors, dass die Corona-Pandemie absichtlich nicht vorkommt. In einem Roman, der 2021 in China spielt. Fazit: Überfrachtet, fehlkonstruiert und überraschungsfrei – „Die Spiele“ ist ein Kriminalroman mit hochbrisanter Ausgangslage und völlig verstaubter Krimielemente.
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Er hätte nicht herkommen dürfen, das ist die einzige Gewissheit, über die er an diesem Morgen verfügt.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Mit Gärtners Vernehmung im Hauptquartier der Polizei in Shanghai beginnt Stephan Schmidts Kriminalroman „Die Spiele“. Vorangestellt ist ein kurzer Prolog, der davon erzählt, wie Gärtner Charles Murandi vor über 30 Jahren zum ersten Mal traf: 1990 war er Auslandskorrespondent in Afrika, Murandi führte einen Protest in Maputo an, bei dem ehemalige DDR-Vertragsarbeiter die Auszahlung ihres noch ausstehenden Lohns einforderten. Damit sind die Orte gesetzt: Zwischen Mosambik, China und Deutschland entspinnt sich die nicht ganz unkomplizierte Handlung, die nach und nach die Hintergründe des Mordes in Shanghai offenbart. Erzählt in zwischen den Zeiten und Orten wechselnden Kapiteln. Grundsätzlich ein gutes Mittel, das Spannung erzeugen kann. In „Die Spiele“ aber stimmt die Struktur nicht: Der Einstieg ist mühsam, der Mittelteil überfrachtet – und am Ende dann wird jedes kleine, bisher offen gebliebene Detail der Handlung noch auserklärt. Diese Schwächen im Aufbau des Romans erstaunen. „Die Spiele“ ist zwar das Krimi-Debüt von Stephan Schmidt, aber unter dem Namen Stephan Thome hat der in Taiwan lebende Autor bereits einige hochgelobte Romane geschrieben. Hier aber stehen kluge Passagen über hochbrisante politische Fragen neben schematischen und flachen Handlungselementen. So ist Thomas Gärtner zunächst der moralisch aufrechte Journalist, der alles riskiert, und dann der romantische Held, seit Jahren verliebt in die deutsche Botschaftsangestellte Lena Hechfellner, die gerade in Shanghai arbeitet – und bereit, alles für sie zu tun. Langweilig! Lena Hechfellner ist die zweite Hauptfigur, wie eine femme fatale attraktiv und eiskalt. Fast alle Männer wollen sie.
Am liebsten wäre er einer der Wassertropfen, die von ihrem Hals abwärtsrollten.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Solche kitschigen Passagen gibt es immer wieder.
Nein, am allerliebsten wäre er eines ihrer Handtücher: das kleine zum Abrubbeln oder das große karierte, auf dem sie sich danach bäuchlings ausstreckte.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Unerwiderte Liebe ist ein altbackendes Handlungsmotiv, das gerade bei diesem Kriminalroman unnötig wäre. Allein eine polizeiliche Ermittlung in China bietet durch die allgegenwärtige Überwachung viel Spannungspotential. Das lässt Schmidt weitgehend ungenutzt, sondern greift stattdessen auf überholte Mittel zurück: So zieht ein vermeintlich geheimnisvoller Mitarbeiter der chinesischen Staatssicherheit im Hintergrund die Fäden – und hat ein Muttermal mit fingerlangen Haaren am Kinn, damit klar wird: Diesem Mann ist nicht zu trauen! Dass Stephan Schmidt bessere Figuren kann, beweist er mit dem chinesischen Kommissar Luo, der die Ermittlungen formell durchführt und jahrelang gelernt hat, sich innerhalb des kommunistischen Staatsapparats zu bewegen.
Scheiß drauf, denkt er. Irgendwann beißt jeder ins Gras, aber wenn er je an etwas geglaubt hat, dann an ein Leben vor dem Tod.

Quelle: Stephan Schmidt – Die Spiele

Diese Egal-Haltung führt nicht zu einer Ermittlung, die die Wahrheit zutage fördert, naiv ist Stephan Schmidt nämlich nicht. Aber er vertraut nicht seiner hochspannenden und guten Idee, Menschen aus verschiedenen politischen Systemen aufeinandertreffen zu lassen – mit allen historischen Altlasten und verlorenen kommunistischen Idealen. Stattdessen lässt er sie ständig aus rein persönlichen Motiven handeln. Verschenkt! Wie die abschließende Notiz des Autors, dass die Corona-Pandemie absichtlich nicht vorkommt. In einem Roman, der 2021 in China spielt. Fazit: Überfrachtet, fehlkonstruiert und überraschungsfrei – „Die Spiele“ ist ein Kriminalroman mit hochbrisanter Ausgangslage und völlig verstaubter Krimielemente.
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