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Gefangen im Eisinger Loch

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Es ist wieder einmal Sonntag. Und wieder einmal befinden sich Gudrun und Hubert auf ihrer täglichen Spazierrunde. Seit mittlerweile sieben Jahren laufen sie täglich über die Feldwege südlich von Göbrichen. Hubert rechnet in Gedanken nach: Seit fast genau jenem Tag, als sie die Mischlingshündin Aphrodite aus dem Tierheim gerettet haben, muss er diesen Spazierwahnsinn ertragen – dabei wollte er nie einen Hund. Es ist ein stiller Sonntag. Kühle Herbstwinde fegen durch die Bäume, die nassen Feldwege geben unter ihren Schritten nach. Einzig das Schmatzen des morastigen Bodens ist zu hören. »Lass doch den Hund nicht immer ohne Leine laufen, Gudrun. Der haut doch ständig ab«, keift Hubert genervt. Er wäre lieber auf der Couch geblieben und hätte die Zeitung vom Vortag durchblättert. »Mein Schatz braucht halt ihren Freiraum«, gibt Gudrun genervt zurück. »Aphrodite! Bei Fuß! Komm zu Mama!« Gudruns betuliche Stimme füllt sich zusehend mit Angst. »Na toll, jetzt darf ich sie wieder suchen.« Sichtlich resigniert schlägt Hubert sich ins Gebüsch abseits der Wege. Eine schier endlose Zeit vergeht. »Hoffentlich ist meinem Schatz nichts passiert«, durchbricht Gudrun das angespannte Schweigen. Gemeinsam bahnen sie sich ihren Weg durch das lichter werdende Unterholz, als sie auf einen geöffneten Gully stoßen. »Da ist sie bestimmt hineingefallen. Hubert, tu was!« Gudrun kann die aufsteigende Panik kaum mehr unterdrücken. Allein der Gedanke, dass sich ihr süßer kleiner Schatz in einem dunklen Abwassersystem verlaufen hat, ist schier unerträglich. In der Hoffnung, Aphrodites vertrautes Bellen zu hören, ruft sie in den Schacht: »Mein Schatz, bist du da unten?« Was folgt ist Stille – keine Reaktion der sonst so aufgeregten Mischlingshündin. Da fasst Gudrun sich ein Herz und steigt selbst hinab, auf Hubert kann sie wohl jetzt nicht mehr zählen. »Da runter? Bist du wahnsinnig!«, ruft Hubert ihr nach. Unten angekommen, unternimmt sie einen weiteren Versuch, ihren Ehemann endlich davon zu überzeugen, hinabzusteigen. »Alles in Ordnung, du kannst herunterkommen!«, ruft Gudrun hoffnungsvoll. »In diese Kloake? Niemals!«, gibt Hubert pampig zurück. Nun gibt ein Wort das andere. Die gedämpften Stimmen, das entfernte Plätschern des Wassers und das Echo, das sich unaufhörlich an den Wänden bricht, macht ein Gespräch fast unmöglich. Hat er sie gerade fett genannt? Warum ist er immer so gemein zu ihr? Und warum sorgt sie sich mehr um den Hund als um mich? Plötzlich ertönt vertrautes Bellen hinter Hubert. »Hey, da bist du alter Streuner ja wieder. Bist wohl wieder in den Fuchsbau geklettert, was? Komm, wir schließen schnell den Gully. Es soll ja schließlich niemand hineinfallen.« DAS ORIGINAL Ein Küferknecht von Eisingen, der mit dem Bösen im Bunde stand, stieg öfters bei Tag allein in das Loch und klopfte mit einem Schlüssel – stets mit demselben – auf eine gewisse Stelle des Bodens. Es tat sich eine Tür auf, durch die er in eine Stube gelangte. In deren Mitte stand eine Kiste mit Geld, auf dem Kistendeckel lag ein schwarzer Pudel. Dieser sprang, sobald der Küfer den Deckel hob, herab und ließ ihn ruhig von dem Geld nehmen. Jedoch konnte der Küfer sein Geheimnis nicht für sich behalten: Er erzählte anderen von der sagenhaften Stube und dem darin befindlichen Schatz. Seine Geschwätzigkeit wurde ihm zum Verhängnis: Als er erneut in das Loch hinabsteigen wollte, fand er die Tür nicht mehr. Fortan musste er wieder sein Brot durch ehrliche Arbeit verdienen.
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